Zu Besuch: Schottland Teil III (Elgin/Glenfarclas/The Mash Tun)
Reisebericht Schottland Teil III (15.06.)
Elgin/Glenfarclas/Aberlour
Auch am heutigen Morgen galt es zunächst das grandiose
schottische Frühstück von B&B Muddi Helen zu bezwingen. Der noch leicht vom
Vorabend gebeutelte Körper dank einem die teuflisch geniale Kombi aus Eiern,
Speck, GrillTomate & Haggis (auf Anraten von Stuart mit einem kleinen
Schluck Whisky veredelt) und so ist der Start in Richtung Elgin ohne Probleme
geglückt. Denn hier wartete um 11Uhr Tasting beim ältesten und legendäre Unabhängige Abfüller
Gordon & MacPhail auf uns.
Auch wenn die Speyside ein überschaubares Gebiet ist,
braucht ein Linienbus dann doch eine gute Stunde von Dufftown bis Elgin. Aber das
ist ein willkommener Moment um die letzte Tage noch mal aufploppen zu lassen
und sich auf den heutigen Tag einzustimmen.
In Elgin gelandet strahlt der schottische Sommer zwar
weiterhin feucht-grau, aber mit dem flüssigen Sonnenschein als Studienthema ist
das Wetter eh völlig egal.
Also ab gehts in die South Street, wo das Pracht-Gebäude von
G&M sofort wieder erkannt wird und allein die Schaufenster schon den
Speichelfluss in Wallung bringen.
Im Geschäft selber (nicht nur Whisky sondern auch Feinkost,
Bier, Wein etc wird hier angeboten) hat das Maltherz dann natürlich gar keine
Ruhe mehr und so ist es kein Wunder das alle Beteiligten mit erhöhtem Puls die
Regale im "Whisky-Room" begutachten ;)
Nun denn, nach kurzem Plaudern an der Kasse erkennt man
seinen bis Dato nur als "Emailpartner" bekannten Mark wieder und
schreitet umgehend und voller Vorfreude in den G&M Tasting Room im ersten
Stock des Hauses.
Und da standen bereits aufs Feinste vorbereitet unsere Sampel-Reihen:
Edel gestaltet, auf einer Fassdaube präsentiert: 5 Drams in Fass-Stärke. Also
das perfekte zweite schottische Frühstück ;)
Im Vorfeld hatte ich mit Mark ein paar Mails ausgetauscht
über unsere Termin- bzw. Whisky-Wünsche. Denn G&M als Tasting-Gestalter hat
einen richtig großen Vorteil: man kann alles bekommen was man haben will
(angepasst ans Budget versteht sich ;) ). So hat.alles perfekt funktioniert und
man kam ohne große Mühen gleich auf Augenhöhe und ließ dem Vormittag entspannt
seinen Lauf.
Als kleiner Wunsch war u. a. ein Jahrgangs-Vintage, welchen
er zwar nicht ganz erfüllen konnte. Aber mit einem 1981er Mortlach (mit 43%)
als Starter zu beginnen, war dann ein angenehmer Ersatz. Eine SherryBombe mit
einer raffinierten Eleganz und laangem Abgang - Perfekt.
Auf angenehme, nicht zu blümerante Art hat Mark dann durch
das Tasting geführt, immer ein wenig die offiziellen Tasting Notes angerissen,
aber auch kleine Anekdoten rund um das Thema Whisky, Schottland, Elgin etc.
gebracht. So muss das sein!
Man hat gemerkt, hier ist ein absoluter Profi am
Werk, der aber (wie alle Schotten) stets auch seine persönliche und einladende Note
mit einbringt.
Zwischendurch war der Whisky schon eher nur noch
Randbegleitung, aber natürlich auch wirklich feinster Scotch, den er uns da
präsentiert hat.
So haben wir nach dem Mortlach noch 5 weitere CS-Abfüllungen
verkosten können: so ging es geschmacklich auf die Inseln bzw. Islay mit einem
jungen 2006er Highland Park und einem 1991er Bruichladdich. Anschließend traf
dann der ÜberraschungsSieger Tormore aus dem Jahre 1999 auf die
Geschmacksknospen. Unglaublich fruchtig mit spritzig grünen Äpfeln und einer
tollen Eichennote zurecht auf dem Siegertreppchen. Danach folgten noch ein
Aberfeldy von 1995 und ein ebenfalls gelungener Tormore aus der G&M
Exclusiv Reihe.
Insgesamt also ein mehr als gelungener Vormittag. Mit einem
Mund voller bombastischer Geschmäcker schien dann auch wieder die Sonne.
Zumindest für uns ;)
Noch eben eine Flasche Glendullan aus dem Shop, nebst ein
paar Souvenirs für die Familie, organisiert und gemütlich in Richtung zentralem
Busbahnhof geschlendert hieß der nächste Programmpunkt dann:
Glenfarclas
Distillery!
Im Kopf eingestellt auf eine eher normale Busfahrt, kam es
dann doch anders als erwartet. Mein Kumpel und ich waren nämlich in diesem
öffentlichen Bus auf dieser Route die einzigen Fahrgäste. Unser Busfahrer, Tom,
erzählte uns dann, dass das auf der Strecke nachmittags völlig normal sei. Bzw.
teilweise halt auch gar kein Gast zusteigt. Nun denn, erstmal egal und im
Verlauf der Fahrt richtig genial. Denn Tom war die Ruhe und Gemütlichkeit in
Person und so konnten wir den Bus quasi in ein "Taxi" umfunktionieren. D.h. der
"Man of the day" war so nett und hat an ein paar Destillen die auf
dem Weg lagen kurz halt gemacht, sodass wir immer einen kurzen Fotostopp
einlegen konnten. Was für ein super Typ... Schließlich hat er uns dann bis vor
die Tür von der Destille mit den rot leuchteten Buchstaben gefahren (obwohl die
Haltestelle irgendwo weiter vorne an der Hauptstraße lag).
Und da standen wir nun. Vor der Produktionsstätte des Single
Malts, von dem ich bisher am meisten Abfüllungen von allen verkostet habe:
Glenfarclas!
Klingt kitschig, aber irgendwie ist diese Destille wie ein
richtig guter Kumpel. Und es wirkt fast so, als käme man "nach
Hause".
Ok, genug rumgeduselt, jetzt gehts zur Sache.
Denn dank eines sehr zuvorkommenden Bekannten, der privat
und geschäftlich sehr gute Beziehungen zu der Familie Grant pflegt, waren wir
als große Glenfarclas-Freunde für den Nachmittag schon angekündigt. Nach einem
ersten Schnack wurden wir auch gleich auf eine Dram eingeladen.
Naja und auf die
Frage welchen Whisky wir von Glenfarclas denn gerne probieren würden ist man
natürlich erstmal eher überrascht bis sprachlos. Jeder wäre fein gewesen, auch
der 10er oder ein NAS, keine Frage. Doch eine Abfüllung war dann sofort im Kopf
und wenig später auch eher wünschend formuliert:
das Family Cask von 1983.
Und zack landeten zwei Drams in den Gläsern und damit wir
einen Vergleich zu diesem eher untypischen Jahrgang (schätze mal 2nd bis 3rd
fill Fass, aber dadurch ja gerade voller Brennerei Character) haben, gabs noch
ein 1991er Family Cask exclusiv für den Whiskyshop in Dufftown mit zum
probieren dazu. BÄM!
Augen groß, Kinnlade auf, ein weiterer Tag im Kalender mit
"göttlich" markiert.
Richtig richtig großzügig und dann noch die Wunschdram vor
Ort genießen zu können...
Mehr geht einfach nicht!
Und natürlich waren beide
Abfüllungen wie flüssiges Gold für den Mund und die Seele. Absolut
unterschiedlich, klar, der 83er ölig und vielschichtig, wurde nach und nach
immer tiefer und hatte eine perfekte Balance zwischen Brennerei und Fass, dabei
die ganze Zeit etwas feines, was ich selber nicht beschrieben kann.
Der 1991er
eine Sherry("Atom")Bombe mit einem würzigen, vollen Antritt, viel kaffee/schokoladiger
Würze auf der Zunge und einem laangem
Abgang, wie man ihn sich wünscht.
Beide göttlich und beide natürlich leider nur
sehr begrenzt zu haben...
Anschließend wurden wir noch auf die dann anstehende Tour
eingeladen. Auch das noch dazu? Nagut, wenn es sein muss ;)
Wie erwartet gabs hier natürlich noch eine Menge zu
bestaunen. V. a. die Größe der Destille hat mich echt überrascht. Hätte ich in
diesen Dimensionen überhaupt nicht erwartet. Gigantisches Mash Tun, riesige
bauchige Brennblasen und und und.
Und
das ganze geführt von einem Tourguide, der alles im Glenfarclas typischen,
familiären Charme & mit Witz rüber gebracht hat...
Am besten war hierbei
der Gang in das Dunnage Warehouse. Dieser erdig modrige Dunst mit der Nuance
AngelsShare ist selbstredend ein Anblick, den man so schnell nicht wieder
vergessen wird und ein absolut bombastische Moment für jeden Glenfarclas Fan.
Abschließend gab es noch den 10-jährigen und den 15er aus
der Standard Range für den Mund und eine tolle Abfüllung mit in die
EInkaufstüte, als Andenken für zu Hause.
Und so blieb dann für den Tag nur noch die Taxifahrt nach
Aberlour, wo sich unsere Gruppe für den letzten Abend ind der Speyside nochmal
zusammfand um dort in der "Mash Tun" ein großartiges Abendessen zu
genießen. Nebenbei einer der 5 Plätze auf der Welt, wo die gesamte Glenfarclas
Family Cask Reihe zu bestaunen ist. Also ein perfekter Abschluss-Ort für einen
weiteren perfekten Tag in der Speyside.
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