20 Jahre Whiskyauction.com: Interview mit Thomas Krüger (Teil 1 von 3)
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Gründer und Betreiber
der größten Whiskyauktions-Seite der Welt
19.01.2017
Der Winter hier in Schleswig-Holstein zeigt sich in diesen
Tagen nur trübe und ungemütlich. Umso angenehmer ist daher die Aussicht auf
einen genussvollen und informativen Nachmittag.
So zieht es mich heute in das Örtchen Holzbunge bei
Rendsburg, ins noch recht neue Genussreich "Whisky Krüger" von
Thomas Krüger und seinem Geschäfts-Partner Jens Nielsen (www.whiskykrueger.eu) .
Die beiden haben hier im geschichtsträchtigen „Redderhus“
eine facettenreiche Begegnungsstätte unter dem Dachthema Whisky etabliert: Hier
gibt es ein Whisky-Café, in dem man viele längst vergriffene Sorten Whisk(e)y
verköstigen und genießen kann.
Zudem bietet sich dem Suchenden eine breite Auswahl an
Spezialitäten mit und aus Whisky (Torte, Conewhis, etc.), ein groß
aufgestellter Shop (mit über 1000 Fl.) und ein tolles Museum, welches einen
Teil der Krüger eigenen Sammlung beherbergt.
Außerdem wird hier im Museum durch Informationstafeln und
mehrere multimediale Touch-Screens die Thematik Whisky dem Neugierigeren näher
gebracht, oder man kann bei einer sehr persönlichen Führung spannende
Informationen erhalten.
Dankenswerterweise hat Herr Krüger sich an diesem Tag bereit
erklärt, mir ein Interview rund um das Thema Whisky und seine Erfahrung über 20
Jahre mit einem der größten Internet-Auktionshäuser (www.whiskyauction.com) zu
geben.
Dieses hatte er 1997 gemeinsam mit seinem Freund und
Geschäftspartner Klaus Rosenfeld eröffnet.
Und so gab es bei köstlicher Rumkugel, vollmundigem Kaffee
und leckerem Whisky eine sehr informative und überaus angenehme Unterhaltung...
Benjamin Becker (B. B.): Herr Krüger, wie kamen Sie zum Thema Whisky?
Thomas Krüger (T. K.):
Die Vorgeschichte dazu begann mit meinem Vater: 1958 hatte
er die erste Flasche Whisk(e)y („Canadian Club“) von seiner Schwester aus Amerika
(einer Konditorin in New Jersey) geschickt bekommen. Die Flasche hatte er an
einem Abend mit seinem Cousin aus Hamburg ausgetrunken und war daraufhin so
motiviert, dass er sofort die Welt erobern wollte. Da diese Vorstellung sehr
aufbrausend verkörpert wurde, hatte meine Mutter ihn sicherheitshalber in einen
Teppich eingewickelt, damit er sich nicht mehr bewegen konnte.
Am nächsten Morgen ist er jedoch frisch und klar im Kopf aufgewacht
und hat für sich entdeckt: Whisky ist ein tolles Produkt! Selbst wenn man eine
halbe Flasche am Abend trinkt, ist man am nächsten Tag fit. „Ich will
Whisky-Händler werden“ (1958)!
Von diesem Moment an hat er zusätzlich die ersten Whisky-Produkte
zu seinem bestehenden Sortiment (Weinbrand, Cognac, Wein etc.) in unserem Laden
aufgenommen, der damals noch zur Edeka gehörte.
[Mein Urgroßvater
Johannes Hansen hatte 1920 das Kolonialwaren-Geschäft gegründet (Ecke Kurze
Straße/Neue Straße) ...à 2020
100 Jahre Jubiläum.]
Zu Beginn, Ende der 1950er/ Anfang der 60er bis in die
1980er Jahre, war es relativ schwierig, neue Abfüllungen zu bekommen , z.B.
„Vat69“ oder „Racke Rauchzart“- aber es waren auch richtig tolle 20 Jahre.
So bin ich aufgewachsen: Nahezu täglich kamen die Vertreter
und haben mit ihren Geschichten die Neuerungen und Sorten vorgestellt, und
anschließend wurden von Angesicht zu Angesicht die Bestellungen getätigt. Dabei
sah man in seinem Gegenüber auch die Freude über die gegenseitigen Verträge,
was man in den heutigen Zeiten und bei den Bestellungen per Internet ja leider nicht
mehr erlebt.
Bis 1974 war das Geschäft in Rendsburg als Edeka-Laden
etabliert, dann erfolgte der Umbau und die Erweiterung der Geschäftsräume zu
dem heute noch bekannten Feinkostladen.
In diesem Zusammenhang hatte mein Vater die Idee, dass jedes
seiner Kinder (also meine Schwester und ich) im Geschäft eine Abteilung leiten
soll. So kam es dazu, dass ich bereits mit 13 Jahren die Mini-Flaschen-Abteilung
übernommen habe, sozusagen der Beginn einer großen Liebe zu den Miniaturen und dem
Whisky im Allgemeinen.
B. B. : Und wissen Sie noch, welches Ihr erster Whisky war?
T. K. : Meine erste Whisky-Miniatur war eine „Vat 69“, der
ich auch jetzt hier im Schrank noch eine besondere Position eingeräumt habe.
Mein Vater hat mich geschickt in die Geschäfte eingebunden,
indem ich nachmittags, nach der Schule, mit den Handelsvertretern verhandeln
durfte – auf diese Weise lernte ich früh kaufmännisches Selbstbewusstsein.
Gleichzeitig hat auch meine Sammel-Leidenschaft begonnen.
(Den Vat69 hatte ich durch einen Tischtennis-Sieg gegen meinen Vater gewonnen).
Da es zu der Zeit noch recht schwer war, an Informationen
über Whisky zu kommen, habe ich die "Scottish Whisky Association"
angeschrieben und ein Buch erhalten, welches ich schätzungsweise 10000 mal durchgelesen
habe. Und ansonsten erhielt ich über die Handelsvertreter nach und nach mehr Informationen.
Mit 16 Hatte ich dann ca. 200 Whisky-Miniaturen und dachte damals:
jetzt habe ich sie alle! Heute weiß ich, dass ich mit meinen ca. 7000 Faschen
max. die Hälfte aller verfügbaren gesammelt habe, wenn überhaupt...
B. B. : Und wann kam der Moment, an dem Sie mehr aus Ihrer Leidenschaft machen
wollten?
T. K. : Nach der Schule folgte zunächst die übliche Zeit bei
der Bundeswehr und dann begann ich eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann in HH
im renommierten "Haus Kruizenga" (ein seit mehreren Dekaden etablierter
Hamburger Feinkostladen).
Diese Lehre konnte ich dann als Jahrgangs-Bester
abschließen.
Und obwohl die Zeit sehr lehrreich war, sowohl in beruflicher
als auch zwischen-menschlicher Beziehung (Stichwort Reeperbahn und
„Schinken-Keller“), haben sich die Wege zwischen dem "Haus Kruizenga"
und mir schnell getrennt.
Es folgte umgehend die Selbstständigkeit im Feinkost-Bereich
mit meiner ersten Firma „Krügers Präsentkorb“ (damals im Allianz-Hochhaus
ansässig). Diese Zeit in Hamburg war
sehr schön und die berühmten „Handschlag-Geschäfte“ zwischen den Hamburger
Kaufmännern vom Freihafen und mir wurden
schnell zur Routine.
Diese Art des Vertrauens bei Geschäften, die ich dort
gelernt habe, wird so auch heute noch bei den Flaschen-Einlagen für die
Whisky-Auktionen gepflegt. Die Flaschen werden bei uns persönlich abgegeben ohne
Unterschrift oder dergleichen, alles per Augenkontakt.
Ebenso wichtig für die zukünftigen Erfolge war die
Bekanntschaft zu meinem späteren Geschäftspartner, Herrn Rosenfeld.
Die Firma der Präsentkörbe
habe ich nach 10 Jahren dann geschlossen und bin nach Rendsburg umgezogen.
Dort ermöglichten die Räume unseres Familien-Geschäftes die Eröffnung von
Krüger´s Whisky-Gallerie (im Jahr 1994).
Ab 1995 wuchs dann auch das Netzwerk der eigenen Importe und
ich konnte den namhaften unabhängigen Abfüller "Cadenhead" schnell
als Geschäftspartner gewinnen.
B. B. : Und
wie kam es dann vor 20 Jahren zu der Idee, eine Internet-Seite zum Thema Whisky
zu etablieren?
T. K.: 1997 war das entscheidende Jahr.
Ich hörte über meinen Hamburger Freund und ebenfalls Miniflaschen-Sammler
Herrn Rosenfeld während einer Fahrt zu einem Miniaturen-Aufkauf in Detmold von
der neuen Erfindung/Entwicklung: dem Internet!
Kurzerhand haben wir uns dann gemeinsam eine Seite gesichert
und wollten eine Auktions-Plattform für Whisky-Miniaturen aufbauen.
Denn Sie müssen wissen, ich hatte damals schon die eine oder
andere Miniatur ersteigert (z. B. bei Christies in UK oder in den USA), aber
über den Ablauf und die Unkosten war ich immer sehr unzufrieden. Die Abwicklung
dauerte sehr lange und es war alles extrem teuer.
Mittlerweile ist die globale Mitgliedschaft auf unserer
Seite auf über 12.000 angewachsen und wächst immer noch, so dass wir trotz
eines Umzuges in eine größere Verarbeitungsstätte bald am Limit der Kapazitäten
angekommen sein werden.
B. B. : Gibt es auch jemanden, der sie in Ihrem Werdegang mit dem Thema Whisky besonders
geprägt hat?
T.K. : Ja auf jeden Fall gibt es da zwei Personen, die mich
besonders bestärkt haben.
Zum einen war das damals der ehem. Rendsburger Bürgermeister
Heinrich Beisenkötter. Als er sich im Zusammenhang mit dem Umbau des Geschäftes
unsere Räume durch meinen Vater zeigen ließ, kam er auch durch mein
Jugendzimmer. Der erste offizielle Besucher meiner Miniaturen-Sammlung
(außerhalb der Familie) war also der Rendsburger Bürgermeister - darauf war ich
natürlich sehr stolz! Und bei dem
Gespräch und der Erklärung der Sammlung hat er zu mir gesagt: „Herr Krüger,
bleiben Sie dabei, aus Ihnen wird nochmal was Tolles!“ Und so ein toller Satz
zur damaligen Zeit vom Bürgermeister prägt natürlich besonders.
Die zweite Person war Edoardo Giaccone (Spitzname “baffo“ =
Bärtchen).
Ein Whiskysammler aus Italien, der am Gardasee lebte und im
Guiness-Buch der Rekorde mit seiner Whiskysammlung (Großflaschen) stand. Als
ich dieses Buch 1974 in der Hand hielt (ein Geschenk meiner Eltern zu
Weihnachten), habe ich meinem Vater gesagt: „Zu dem müssen wir mal hin.“ Das
hat zwar fast 20 Jahre gedauert, aber dann war es wundervoll.
Kurz nach der Eröffnung meiner Whisky-Gallerie in Rendsburg
war ich mit meinem Vater am Gardasee und E. G. sagte bei meinem Besuch: "Ich
wusste, dass du kommst“, und das, obwohl ich nicht angemeldet war! Das war
wirklich ein mystischer Moment.
Ein wirklich großer Kenner mit immensem Fachwissen und mit
einer sensationellen Begeisterung für das Getränk.
Und so hatte ich vor Ort mit meinem Vater zusammen bei gutem
italienischem Essen, tollem Rotwein und noch besseren Whiskies (u.a. das erste
mal Macallans aus den 30er Jahren) einen sensationellen Abend mit Baffo in
seiner Bar. Vielleicht war das sogar das
schönste Erlebnis.
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