Zu Besuch: Schottland Teil I (Edinburgh & Speyside)



Juni/2016 (Reisebericht)


Schottland...





 Herkunfts- und Ursprungsland einer Spirituose, die vielfältiger, beeindruckender und mysteriöser kaum sein könnte: Whisky! 
3 Grundzutaten, durchgehend in jeder Destille der gleiche Produktionsablauf und im Resultat doch immer anders. Ein Produkt, welches weltweit geliebt und gefeiert wird und seid Jahrhunderten entwickelt, verfeinert und noch weiter perfektioniert wird. Und gleichzeitig durch seine Einfachheit, doch so bodenständig und pur zu sein scheint.
Und über allem schwebt die Zeit. Ohne die 4. Zutat, die Zeit, wäre gar nichts davon in diesem Facettenreichtum möglich. Das, wovon man selbst am wenigsten hat, nimmt der Whisky sich, um zu reifen. Um seinen Geschmack & Körper zu entfalten, um also das zu werden was er ist. Eine Spirituose der Extraklasse.

Grund genug also, um sich selber mal etwas Zeit zu nehmen um so dem Mysterium Whisky ein paar mehr Geheimnisse zu entlocken.

Also ging es Mitte Juni für 6 Freunde und mich ins "gelobte Land".
Anreise via Bahn & Flugzeug von Kiel über Bremen nach Edinburgh. Mit Zwischenstopp im Schüttinger Brauhaus war der Anreisetag bis in die schöne Hauptstadt Schottlands ein Selbstläufer.
Dort angekommen erstmal die ersten Gruppenfotos geschossen und in die Tram Richtung Hotel gehüpft. Man hätte (rückblickend gesehen) auch ein Taxi nehmen können, was aufgrund der etwas dubiosen Preispolitik der Edinburgher Nahverkehrsunternehmen sogar günstiger gewesen wäre. Aber nun gut, weiß man fürs nächste mal mehr...

Nun denn, das Hotel war dafür sehr angenehm. Das Ibis Budget in der Nähe vom Airport war sehr sauber mit modernen Zimmern. Alles was man braucht war vorhanden und es tat gut sich mal kurz frisch machen zu können.
Kurze Zeit später hieß es erstmal einkaufen!
D.h. zum nächst gelegene Tesco Supermarkt. Problem dabei war nur: es war Sonntag. Und dazu nach 18Uhr.
Generell stört das den Schotten nicht so sehr, da hier auch Supermärkte am WE auf haben, teilweise das auch bis nach 22Uhr. Den entsprechenden Tesco mussten wir jedoch erstmal finden und anlaufen. Aber nach dem langen sitzen in Flieger & Bahn war ein Spaziergang auch genau das richtige. Eingedeckt mit ein paar "Meal-Deals" (Sandwiches + Getränk und Chips oder Sweeties für recht wenige schottische Pfund) und einer ordentlichen Ladung leckerer Biere waren wir dann irgendwann wieder am Hotel. Dort noch ein letzte Abschluss Bierchen in der Runde und dann ab in die Kiste.

Am nächsten Morgen galt es erstmal zum Airport zu fahren um die Mietwagen abzuholen.
Diesmal also zu Viert mit einem Taxi zum Airport.
Dort zwei Mietwagen geentert und dann ab in den gefürchteten Linksverkehr. Ohaueha!!!
Nicht das angenehmste: Lenkrad rechts, Verkehr orientiert nach Links und Montag-Morgen-Großstadt-Verkehr... alles ungewohnt für den eigtl. recht routinierten Auto-Kopf ;)
Nach den ersten Falsch-Abbiegungen erstmal einen Kaffee am Hotel (zurecht gebastelt von einem "mobilen Café" am gegenüber liegenden Bürogebäude, also ein mit einer recht potenten Espressomaschine + Zubehör aufgepeppten VW Caddy) und zum nahe gelegenen Supermarkt. 

Meal-Deal-Frühstück
Dort also ein erneutes Sandwich-Meal-Deal zum Frühstück und so die ca. 270km in die heimliche Whiskyhauptstadt Dufftown hinter sich gebracht.
Warum Dufftown? Ganz klar:
In der Speyside liegt fast die Hälfte aller produzierenden Brennereien, in Dufftown alleine davon schon mal 7 und ganz nebenbei ist unter den 7 mein ganz persönlicher Favorit und die Perle der Speyside: The Balvenie Distillery. Aber dazu später mehr...

Am ertsen Tag also zunächst die Anreise hinter sich bringen. Auf dem Weg wird die schottische Naturlandschaft zum heimlich- beruhigenden Mitfahrer. Eine wirklich beeindruckende Kulisse aus Stein und Gras-bedeckten Hügeln lässt keine Wünsche offen.

The Dalwhinnie Distillery
Zudem ist der Verkehr nach dem Einzugsgebiet Edinburghs überschaubar und es kann das erste Zwischenziel angesteuert werden: die Dalwhinnie Distillery. 
Perfekt an der Route gelegen lässt sich hier sehr angenehm der erste Foto-Stopp einbauen.
Bei schottisch feucht-grauem "Sommer" strahlen die weißen Gebäude der Destille regelrecht.
 Anschließend ging es noch über diverse Autobahnmeilen und Landstraßen weiter bis ins Herz der Speyside, direkt nach Dufftown.

Das B&B Dunvegan in Dufftown

Dort angekommen dann erstmal das liebenswerte B&B "Dunvegan" von den beiden noch liebenswerteren Gastgebern Helen & Stuart beziehen.
So wie man sich das vorstellt, ein kleines, feines und gemütliches Cottage/Häuschen. Die herzlich eingerichteten Zimmer und ein paar Drams vom "Welcome-Whisky" in einer kleinen Karaffe sagen einem sofort: hier bin ich zu Hause!
Welcome Dram im Zimmer


eines der 4 Zimmer: "Dullan"

 
Wohnzimmer


Wohnzimmer/Esszimmer für die Gäste


Nach einer kleinen Plauderei mit den Beiden stand gegen 16:30Uhr dann auch schon der erste Programmpunkt an: ein sogenannter Distillery Walk
Bei zunehmend aufklarendem Wetter hieß es also, durch und um Dufftown herum alle noch produzierenden und geschlossenen Destillen (Mortlach, Glenfiddich, Balvenie, Kininvie, Glendullan, Dufftown, Parkmore, Pittyvaich und Convalmore) zu besichtigen oder besser anzulaufen. 

Whisky (Newmake/1st fill/2nd fill)

Gestaltet wurde das durch Michelle, eine sehr sympathische und wunderbar zu verstehende Schottin aus dem Ort. Über 4 Stunden lang hat Sie uns 7 (+ ein paar weitere Whisky-Enthusiasten aus der ganzen Welt, ich glaube in diesem Fall aus USA und Kanada) auf sehr kurzweilige und witzige Art sehr viel Input gegeben, wodurch man nicht nur den Ort etwas kennen gelernt hat, sondern auch einiges an Hintergrundwissen bekommen hat. So z. B. die Tatsache, dass viele Bäume, die in unmittelbarer Nähe zu den Destillen stehen, eine schwarze Färbung annehmen. Sozusagen ein Schutzmechanismus (quasi ein Pilz an der Oberfläche der Rinde) gegen die Dämpfe (glaube Ammoniak war der Hauptgrund!?), die bei der Produktion in die Luft steigen. Die Bäume sterben dabei natürlich nicht ab. Alle waren/sind in voller Blüte. Nur die Rinde war halt dunkler...








Ein angenehmer Nebeneffekt dieses Walks war dabei, das Michelle pro Destille mind. eine Abfüllung dabei hatte, die man vor Ort dann auch ins Glas bekam. So kam man dann auf eine knackige Zahl von insgesamt ca. 10 Drams (je nach Destille 1-3cl) an frischer Luft und bei zunehmend strahlendem Sonnenschein. 

  
Beeindruckenderweise gab es dabei nicht nur eine große Anzahl an Kostproben und nicht nur die "üblichen Verdächtigen" aus den genannten Brennereien, sondern auch durchaus seltene und bei Sammlern sehr begehrte Abfüllungen. So gab es u. a. einen 12-jährigen Pittyvaich (aus der Flora & Fauna Serie) und als Abschluss einen Convalmore aus dem Jahre 1984 aus der Connoisseurs Choice Serie von G&M ins Glas.
Naja, das Grinsen am Ende des Tages könnt Ihr euch ja vorstellen ;)


Nach diesem ersten Highlight ging es für uns dann nur noch in ein lokalen Pub, dem Stuart Arms um den 1. Abend in Dufftown entsprechend ausklingen zu lassen...hätte besser nicht laufen können (Fortsetzung folgt).

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