& More: Ein irisher Abend bei Whiskyle (Tasting vom 15.03.2018)



 Der jährlich wiederkehrende St. Patricks Day rückt den Blick der weltweiten Whisk(e)y - Gemeinde gerne etwas weg von dem beliebten, schottischen Fest- und Inselland, rüber zur grünen Nachbarinsel Irland.
Warum auch nicht?!


Beim ungeklärten "Streit" um die wahre Wurzel der Whisk(e)yherstellung legen Schottland und Irland ja gerne ein Kopf an Kopf-Rennen hin. Ein endgültiges Ergebnis lässt aber bis dato auf sich warten...

  War es auf irischer Seite v. a. der Nationalheilige "St. Patrick" mit seinem Gefolge, der vor mehreren hundert Jahren begann das Heidenvolk der nordischen Breitengrade mit dem christlichen Glauben zu missionieren.
Ob das nachhaltig funktioniert hat, kann jeder für sich selber beantworten und soll hier auch gar nicht Thema sein...


Vielmehr geht es heute um eine Rückschau auf den 15.03.2018.
An jenem Abend fand bei dem recht jungen und aufstrebenden Kieler Whiskyfachgeschäft "WHISKYLE - finest spirits in town" ein Tasting statt, dass ausschließlich irische Hauptdarsteller zum Thema hatte.




So fanden sich gut 30 Gäste in den Räumen von Whiskyle ein und freuten sich auf was da kommen möge. Geführt wurde das Tasting durch die beiden Referenten Marc-Björn Stock und Jens Schlünzen. Beide sind gleichzeitig die Geschäftsführer und seit Jahrzehnten in der KielerWhiskyszene verwurzelt.
Insgesamt gab es hier in geselliger und amüsanter Atmosphäre also 6 Whiskeys von der Grünen Insel.
Und diese konnten überraschend unterschiedlicher kaum ausfallen...

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Begonnen hat die Reise mit dem Hyde No. 5 aus der Region Cork.
3-fach auf Pot Stills destilliert und mit einem Burgundy Weinfass-Finish ein junger Einstieg ins Oberthema. Zu Ehren des Geburtstages des 1. irischen Präsidenten (Douglas Hyde) ziert die Flasche einer imposanten 1860. Und mit 46% ist es ein guter "Knospenspühler".

Anschließend ging es zu einen Destillen-Nachbarn, dem "Green Spot", ebenfalls in Cork, aus der Midleton Distillery.
Hiermit ein Single Pot Still-Vertreter, ebenfalls durch ein Weinfass-Finish abgerundet. Dieses mal aus der Bordeaux Region. Definitiv ein qualitatives Upgrade zur 1. Kostprobe. Wesentlich ausgepfeilter und komplexer. Das Finish kommt nur mäßig durch, aber alles natürlich absolut subjektiv gemessen.

Der dritte  Kandidat, kommt auch aus der Region Cork, genauer gesagt handelt es sich um einen "West Cork". Eine noch recht junge Destille wird hier repräsentiert. Gegründet 2003 und eröffnet 2004, kommt hier ein Portfass- Finish zum Zuge und rundet die erste Reihe der Kostproben gekonnt ab.
Die Gründer der Brennerei hatten zu Beginn etwas Schützenhilfe von der Springbank Destillerie aus Schottland und arbeitet seit Beginn mit Brennblasen aus Deutschland und Schweden.

Nach dem ersten Trio gab es eine kurze Verschnaufpause und man konnte die Eindrücke etwas sacken lassen. Insgesamt ist aber ein gekonnt Roter Faden zu spüren, der gespickt durch eine Vielzahl an Randinformationen durch die beiden Referenten geschmückt wird; Halbzeit also zur richtigen Zeit.
Die Neugier steigt an und alle freuen sich auf die zweite Runde.




Sample Nr. 4 ist dann auch gleich ein sattes, robustes Single Cask mit 13 Jahren Reifezeit. 58,2% Vol. starten hier für einen "Teeling" durch, anzufinden direkt in Dublin, seit 2015. Von 2003 bis 2017 (noch bei Cooley destilliert) in dem Bourbon Cask Nr. 13917 gelagert. Knackig, immens süß und mit viel Character, der an schottische Einzelfässer denken lässt.
Diese Familie Teeling hat eine lange Geschichte, die bis ins Jahr 1782 zurückreicht. Zahlen, die selbst die eine oder andere schottische Konkurrenz locker aus dem Rennen wirft. Cooley Distillery, mittlerweile im Portfolio des Konzerngiganten "Beam Suntory" hat den vorherigen Besitzer um eine knapp dreistellige Millionensumme wohlhabender gemacht.

Nach diesem kräftigen Anstoß zur zweiten Halbzeit rückt ein gesetzter und elegant komplexer "Jameson" die Reise fort.
Diese Marke aus der Midleton Destillerie landet bei vermutlich jedem mit als erstes im Mund, wenn er von irischem Whiskey redet. Mit 18 Jahren Lagerungszeit wird den Mit-Genießern hier ein sehr feines und wunderbares Exemplar irischen Whiskeys gegönnt. Die perfekte Sonntag-Nachmittag-Dram meiner Meinung nach.

Als Schlusslicht des Abends kommt dann noch ein Vertreter ins Glas, der nach einer Region der westlichen Inselküste genannt ist. Die Rede ist natürlich von einem "Connemara"aus der Cooley Destillerie: Getorft, stark rauchig und somit exemplarisch für diese Brennerei, lässt sich die letzte Kostprobe für mich nicht wirklich einfach mit den vorherigen, süßen Beispielen vergleichen. Aber es setzt ein tolles 22jähriges Ausrufezeichen zum Schluss und zeigt ein weiteres Spektrum der irischen Destillationskunst.
Gedanklich und geschmacklich ist die räumliche Nähe zur Hebriden-Nachbarinsel Islay wunderbar spürbar.

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Nach dem Genuss und dem "Sacken lassen" findet bei Whiskyle auch immer noch ein witziges und teilweise auch erstaunliches Finale statt. So werden die Top 3 durch Handzeichen (wer mag auch beide Hände) gekürt und die Restflaschen werden an den Höchstbietenden versteigert.
Der eine oder andere kann dann seinen Favoriten ncoh auf dem Weg nach Hause oder zu einem anderen Moment erneut verkosten.
Immer wieder ein spannender & belebender Moment.

Fazit: Wer sich mit dem Thema Irland noch nicht auseinander gesetzt hat, sollte dies schleunigst mal in Angriff nehmen. Denn wie man hier gekonnt und informativ durch Jens und Marc-Björn erfahren konnte, boomt es gerade richtig auf der Nachbarinsel Schottlands.

In früheren Zeiten waren tausende Brennereien hier produktiv, die aufgrund unterschiedlichster historischer Ereignisse (Kriege, Kartoffelpest, Prohebition, Armut, etc.) nun leider nicht mehr gibt.




ABER es sind alleine nach aktuellem Kenntnisstande über 22 Stück neuer Brennereien geplant (siehe Foto). Und weitere werden garantiert folgen.
Aktiv sind gerade einmal 9 Brennereien zu finden.

Durch die oftmals 3-fache Destillation, ergibt sich ein erfrischend anderer Character gegenüber den Schotten und hat mehr als nur weiche Süße zu bieten.
 In meinen Augen hat Irland ein absolut breites Spektrum zu bieten, dass täglich zu wachsen scheint und garantiert einige Granaten noch in den Warehouses schlummern hat.

In diesem Sinne, besten Dank an WHISKYLE für die Einführung und die tiefe Informationsquelle.
Ich werde ein wachsames Auge auf den Nachbarn Schottlands mit den sanften, grünen Weiten richten und bleibe gespannt...

Slainte





 P. S. 
Neben einem breiten Feld an Tastings bietet WHISKYLE natürlich auch ein sehr breites Spektrum an Whisky, Gin und Rum an. Und das zu absolut fairen Preisen!
Ein Besuch lohnt sich also immer...
  
https://www.nordische-esskultur.de/Gute-Laeden/Whiskyle-Kiels-neues-Fachgeschaeft


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