20 Jahre Whiskyauction.com: Interview mit Thomas Krüger (Teil 3 von 3)
... und hier nun der dritte und letzte Teil des Interviews mit Thomas Krüger:
B. B. : Wenn Sie so die letzten 20 Jahre betrachten, wie hat sich Ihrer Erfahrung nach die Whiskywelt verändert? Und wo sehen Sie die Whiskywelt in 20 Jahren?
T. K.
: Es hat sich sehr viel verändert.
Mir persönlich
hat mittlerweile einfach die Menschlichkeit gefehlt, die man in den Gesprächen
von Angesicht zu Angesicht hatte. Die großen Geschäfte mit Fernost oder
sonstwo über den PC interessieren mich
so nicht mehr. Früher war das natürlich spannend und man wollte ja auch erst mal
was schaffen um sich auch selber einen Markt aufzubauen.
Deshalb
habe ich ja jetzt auch u.a. dieses Haus hier in Holzbunge eröffnet, damit wir
alle uns mehr persönlich austauschen.
Heute
sitze ich lieber mit einem Freund oder Kunden bei einem schönen Whisky zusammen
und diskutiere mit ihm über Gott und die Welt, wie jetzt heute hier. Das
interessiert mich viel mehr. Gerade auch mit jungen Menschen, die, wie man ja
sagt, näher am Puls der Zeit sind... Aber was in 20-30 Jahren passieren wird,
kann ich nicht sagen.
B. B.: Hatten
Sie denn ein Ziel für sich aufgestellt, was Sie erreichen wollten?
T.K.
: Mein Ziel war es, Whisky zu der Spirituose Nr. 1 auf der Welt zu machen.
Gut,
das wäre sie ohne mich vermutlich auch geworden, aber einen kleinen Baustein haben
wir sicherlich auch dazu beigetragen.
Insgesamt
durch unseren Laden in Rendsburg und unsere Auktionen haben wir über die Jahre
vielleicht an die 1 Mio Flaschen verkauft.
Das
ist natürlich schon eine ganze Menge.
Gleichzeitig ist es auch schade, dass die
Qualität im gleichen Maße abgenommen hat, wie der Erfolg von schottischem
Whisky zugenommen hat.
Traurig
daran ist v.a. auch zu sehen, dass ein Großteil der Firmen seinen Gewinn in die
eigene Tasche gesteckt hat oder in die Dividende der Aktionäre anstatt in die
eigenen Unternehmen zu investieren. Und das kann nicht Sinn der Sache gewesen
sein, dass wir alle Whisky so groß gemacht haben.
Dagegen
sind Firmen wie Springbank oder auch Glenfarclas (oder etwas kleiner Firmen wie
Arran) ein tolles Beispiel dafür, dass es auch anders geht.
Gute
Qualität kann man nicht in Quantität herstellen.
Sobald
ein gutes Produkt in die Masse geht, leidet die Qualität.
Ich
sage, es ist kein Problem, wenn ein Kunde vor mir steht und ich ein bestimmtes
Produkt nicht mehr vorrätig habe. Dann muss ich halt mal mit einem „Nein“
verkaufen. Aber der Kunde freut sich dann umso mehr, wenn das Produkt wieder da
ist.
Im
Moment sind wir in Sachen Whisky in einer Phase, wo durch Werbung versucht
wird, eher schlechtere Produkte zu verschönern.
Die
Frage ist natürlich, wie die Schotten es in Zukunft schaffen werden, ihre Ware
zu verkaufen. 0-9-jähriger Whisky liegt zu Hauf in den Lagerhäusern, aber es
stellt sich die Frage, ob sie das auch gut verkauft bekommen.
Andere
Märkte wachsen zwar noch (z. B. Südafrika), aber viele andere Länder rüsten
auch immens auf. In Taiwan z. B. wird sehr viel Whisky produziert und Amerika
drückt auch in den schottischen Markt.
(Ich befürchte allerdings, dass die
Computerisierung, auf der wir alle uns ja bewegen, mehr und mehr zunimmt und
man seinen eigenen Kopf immer weniger braucht. Sei es zum Autofahren, die
Beleuchtung im Haus fernzusteuern und, und, und.
Aber vielleicht ist das auch einfach
evolutionsbedingt...)
B. B. : Wie
ist Ihre Meinung zur aktuellen Situation. Vielerorts wird von Investement oder
"Whisky-Boom", Hype etc. geredet/geschrieben.
Meinen
Sie die Qualität ist eher gestiegen oder hat sie stark abgenommen aufgrund der
Nachfrage...?
T. K.
: Lange Zeit habe ich gar keine Interviews zu dem Thema gegeben, da ich
befürchte, dass dadurch mehr und mehr die Sammler verschwinden und die
Investoren den Markt dominieren werden. Mittlerweile schwenke ich diesbezüglich
etwas um und meine, dass wir jetzt die Investoren brauchen, sonst würde der
Markt zusammenbrechen.
Es
wird einfach zu viel produziert.
Mittlerweile sage ich deshalb den
Investoren auch: Ihr könnt in Whisky investieren, aber probiert bitte erst mal
200 Sorten, fahrt mindestens einmal nach Schottland, schaut euch mind. zwei
Destillen an, lest mind. zwei Whisky-Bücher und seid bei mind. drei
Krüger-Tastings dabei! Dann dürft ihr auch in Whisky investieren... Denn ihr
müsst ja auch damit rechnen, dass das Investment nix wird und dann müsst ihr
das Zeug selber trinken.
Eigentlich sind wir ja mehr oder weniger in
einer Win-Win-Situation.
Denn
wenn die Preise wieder fallen, fällt es uns auch leichter wieder die besonderen
Flaschen zu öffnen und zu trinken. Man kann also nicht verlieren mit Whisky.
Wenn
ich zurückdenke an meine 40 Jahre Whisky-Sammeln, habe ich mich immer sicher
gefühlt mit meinen Flaschen. So gesehen haben die Flaschen mich auch immer
begleitet und gewissermaßen beschützt. Wenn es mir mal schlecht ging, bin ich
durch meine Sammlung gegangen und dann ging es mir wieder besser. Wenn ich mir
überlege durch welch schwere Zeiten die Leute teilweise gegangen sind, die den
Whisky hergestellt haben, dann ist mein kleines Problem doch wirklich nix
dagegen.
B. B. : Jetzt mit Ihrem neunen Whiskyhaus (inkl.
Shop, Museum und Café) in Holzbunge (www.whiskykrueger.eu) haben Sie mit Ihrem
Geschäftspartner (Jens Nielsen) noch ein weiteres Projekt zum Thema Whisky ins
Leben gerufen...
Haben
Sie damit alles für sich erreicht oder stehen noch weitere Ideen für die
Zukunft an?
T. K.
: Erstmal wollen wir unser jetziges Projekt noch weiter vorantreiben und
festigen. Das kommt mit der Zeit.
Ein
Traum im Hinterkopf ist nach wie vor aber auch eine eigene Whisky-Destille. Nun
hat deutscher Whisky nicht gerade den besten Ruf, wird natürlich langsam besser,
aber das mit der Destille muss sich dann irgendwo ergeben.
Am
liebsten würde ich alles unter einem Dach haben: eine Destille, ein Hotel und
eine Whiskyauktion in einem Gebäude. Aber nun habe ich auch gesehen, was Herr
Nielsen hier alles Großartiges geleistet hat in der gesamten Organisation,
(wie. z.B. Brandschutz,
Nutzungs-Änderungsanträge etc.), was heute wirklich kompliziert ist.
Wenn
man das sieht, würde ich im Moment eher Abstand nehmen. Denn bei so einem
Destillen-Projekt braucht man 2 Jahre Planungszeit, 1 Jahr Genehmigungszeit und
2 Jahre Bauzeit, das sind 5 Jahre. Und ob man sich so etwas in dem Stil nochmal
antut, dass weiß ich noch nicht...
B. B. : Herr Krüger, ganz herzlichen Dank für das Interview!
Fakten zu whiskyauction.com
(Auskunft
von Herrn Rosenfeld, Technical Director, vielen Dank dafür!)
* Offizielles Startdatum: 28.04.1997
* Gründer & Betreiber: Herr Thomas Krüger und
Herr Klaus Rosenfeld
* Die erste Auktion bestand aus ca. 80
Miniflaschen, die alle auf einmal versteigert wurden.
* Die erste
"Großflaschenauktion" startete erst Mitte 1999.
* Die Miniflaschenauktion und die
Großflaschenauktionen liefen dann
wechselweise
zwei Monte lang, so dass jeden Monat eine Auktion endete.
* Zwei der teuersten Großflaschen, die über Whiskyauction.com
verkauft wurden, waren
folgende:
1.) Dalmore:
Original Bottling, 50 Years old, Single Highland Malt Scotch Whisky,52%
vol./70cl
(The glass decanter has a glass flaking at one part, Bottle no. 9, Wooden Box)
(The glass decanter has a glass flaking at one part, Bottle no. 9, Wooden Box)
-->
Für 12.535 €
2.) Karuizawa: Original Bottling, Sakura, 1981 b. 2012,
Cask 158, Japanese Single Malt Whisky
One of 45, 62.8% alc. vol., 700ml, Bottle no. 2, Box
One of 45, 62.8% alc. vol., 700ml, Bottle no. 2, Box
--> Für 16.720 €
Und drei
der teuersten Miniflaschen finden Sie hier:
1.)
Karuizawa & Glenfarclas: Original Bottling,
20.November
1953 b.12.February 2012, 58 years old, Cask no.1674
&
1.September 1964 b.24.December 2012, 48 years old Cask no.3603 Set No.15 of 30
with CD-ROM;
47.2% VOL & 57,7% vol 3 , 50 ML e & 50 ml
-->
für 2.971 €
2.) Ardbeg, Original
Bottling, 1965 b.2005, one of 261 Bottles, 42.1% vol., 5cl
--> für 2101€
3.)
Glenfiddich, Original Bottling, 1937 over 64 years old, Rare Collection, Cask no.843
with CD-ROM Image Bank, 1 ML (!)
with CD-ROM Image Bank, 1 ML (!)
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