Drams: Springank 11 Jahre Local Barley


 
  
"Bio", "Vegan", hauptsache "lokal"...
 Schlagwörter die jedem halbwegs bewußt-essenden Menschen in Deustchland vertraut bis nervig erscheinen werden.

Einerseits bin ich ein großer Befürworter davon, einen Großteil seines Geldes für gutes Essen & Trinken hinzublättern und dafür weniger mit der "Geiz-ist-geil-Mentalität" auf der Stirn herumzulaufen. Im europäischen Vergleich dazu steht der "deutsche" eher auf Platz 1 und gönnt seinen Nahrungsmittel prozentual recht wenig Geld. Während die Nahrungsaufnahme in beispielsweise Italien schon im Kindesalter hochgehalten und zelebriert wird.

Gleichzeitig wirkt es auf mich mittlerweile fast so, als würden manchen Menschen aus dem Essen und den dazugehörigen Nahrungsmitteln eine Art "Ersatz-Religion" machen. Und wer gegen die eine oder andere "Food-Trend-Welle" angeht, wird angeprangert.
Aber jeder/jede hat halt sein Hobby...

 Manche "Trends" machen dann scheinbar natürlich auch vor der Whisky-Produktion nicht halt. So beispielsweise der gerade erschienene SPRINGBANK namens "LOCAL BARLEY" mit 11 Jahren Alter.
Das besondere hierbei: die für die Destillation genutzte Gerste kommt ausschließlich von der "Aros Farm" nahe der Destillerie, und zwar die Sorte Bere Barley, eine traditionelle, aber gleichzeitig auch recht ertragsarme Gersten-Sorte.
So wurden 13 Tonnen dieses Getreides gebrannt und ausschließlich in Bourbon Casks (26) gereift. Dies ergab insgesamt dann eine recht gute Stückzahl von 9.000 Flaschen für den weltweiten Markt.
Aus der aktuellen "Local Barley Serie" gab es bereits einen 16-jährigen (2016), der anteilig auch in Sherry-Fässern reifte.



 Schön und gut. Sieht man als Endverbraucher ja gerne eine lokale Produktion. 
Das beste daran ist, bei Springbank handelt es sich um den größten Arbeitgeber der Region Campbeltown, wo wirklich noch sehr viel per Hand gemacht wird. Auch das Mälzen der Gerste wird hier selber übernommen und nicht von großen Mälzereien.
Generell trägt das auch zu einer etwas höheren Preisgestaltung bei, aber mit diesem Hintergrundwissen ist das nicht nur legitim sondern auch gerne in Kauf genommen.

Doch warum deklariert SPRINGBANK so sehr dieses "Local Barley"? 
Ist es wirklich eine Mode-Erscheinung? 
Gibt es neben der Destillerie ja mittlerweile auch andere, wie beispielsweise BENROMACH (zu dem Unabhängigen Abfüller Gordon & MacPhail gehörig), die Whisky mit Beinamen wie "Organic" offeriert und auch die lokale Verbundenheit zu dem Grundprodukt Gerste hoch hält.

Kurz gesagt: Nein, es ist keine Mode-Erscheinung!
SPRINGBANK hat die Local Barley´s schon seit Anfang der 1990er immer wieder im Programm. Anders gesagt ist SPRINGBANK eher so etwas wie ein Vorreiter in dieser Sache.
Fragt man sich aber doch im Umkehrschluss: wo beziehen denn sonst alle Destillerien Ihre Gerste her?
Bei der weltweit boomenden Whiskyproduktion kein leichtes Unterfangen, zumal Schottland ja auch kein wirklich großes Land ist.
Und so ist es schon nahezu amüsant, dass Schottland Teile der Gerste aus dem Nachbarland und von dem "Erzfeind" England importieren muss. Aber auch aus anderen kontinentalen EU-Ländern (u.a. auch Deutschland).

Nun, ob "local" oder "bio" oder gar "vegan" ist letztlich eher Nebensache, zumindest meiner Meinung nach.
Letztlich gilt ja doch der Geschmack...



Farbe: gold-gelb 
Nase: nach ein paar Minuten an der Luft kommen gleich ganz deutlich die süßen Töne der Bourbon-Fässer zum Vorschein. Vanille und Honig dominieren
Mund: wuchtig, prickelnd, süß
Abgang: lang anhaltend

Fazit: ein toller Springbank.  
Durch sein relativ junges (bis mittleres) Alter, gepaart mit der hohen unverdünnten Abfüllung (Fass-Stärke?) hat er einen starken Antritt und treibt die Bourbon-Fässer wuchtig in den Vordergrund. 
Das angenehm dezente Rauchlevel, welches Springbank u.a. auszeichnet, ist dennoch spürbar, ohne zu sehr den Geschmack der Fässer zu überdecken.
Mir persönlich gefällt er etwas besser als der 16-jährige aus dem Vorjahr, aber das nur am Rande.
 
Insgesamt stimmt hier mal wieder das Gesamt-Paket. Preis und Leistung sind hier im Einklang und man bekommt für seine ca. 100€ ein erstklassiges Genuss-Produkt feinster Güte.
Im Vergleich zu anderen Destillen, verzichtet die Campbeltowner Brennerei auf großes Marketing mit aufwendigen und für´s Auge mitreissenden Verpackungen und konzentriert sich mehr auf den Inhalt. Der größte und charmanteste Vorteil, wie ich finde!
 SPRINGBANK hatte im Vorfeld zu dem Release der Flasche ein Statement zur Preisgestaltung veröffentlicht, welches eine klare Position zur aktuellen Marktlage beinhaltet.
U.a. wird darin geschrieben, dass die Destille zwar um die Qualität Ihrer Abfüllungen sehr wohl Bescheid weiß, und so diese limitierten Abfüllungen natürlich auch wesentlich teurer anbieten könnte, aber um einem größeren Teil der SPRINGBANK-Anhängerschaft diesen Genuss möglich zu machen, hat sich das Team gegen eine Gewinn-Maximierung entschieden.
 So etwas liest man heutzutage auch nicht häufig - von daher: Herzlichen Dank von meiner Seite dafür.

Das ganze Statement gerne hier nachlesen:
 http://www.springbankwhisky.com     


Slàinte
B. B.  





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