Drams: Ardbeg Kelpie 2017 Committee Release




Ardbeg!
Eine Destille auf der Hebriden-Insel Islay, die in vielerlei Hinsicht die Whisky-Welt auf Trapp hält.

Eigentlich gibt es von der Brennerei nur 3 Standard-Produkte: einen 10-jährigen namens "TEN" (46% Vol.), einen hochprozentigen namens "Uigeadail", der eine Sherryfass-Nachreifung mitbringt (54,2% Vol.) und den sog. "Corryvreckan". Benannt nach dem größten Meeresstrudel Europas in der Nähe von Islay, verkörpert diese Abfüllung den charaktervollen und stürmischen Geschmack der Insel (abgefüllt mit 57,1% Vol.).

Neben diesen 3 Standards liefert ARDBEG allerdings auch jedes Jahr wieder noch eine Sonderabfüllung, die dann offiziell am ARDBEG DAY veröffentlicht wird. 
Diese Flaschen haben dann immer eine sehr fantasievolle Geschichte im Gepäck und ebenso fantastische Namen.

  Da ARDBEG eine sehr bewegte Vergangenheit hat und schließlich durch den Großkonzern Louis Vuitton Moet Hennessy (LVMH) vor einer endgültigen Schließung bewahrt wurde, gibt es seid der Neu-Eröffnung das sog. "ARDBEG-Committee". 
Eine weltweite Fan-Gemeinde (Anmeldung kostenlos), die dafür Sorge tragen soll, dass die Destille nie wieder geschlossen werden muss.

Und das klappt beeindruckend bombastisch!
Zu der jährlich veröffentlichten Sonder-Edition gibt es nämlich auch immer ein paar Wochen vorher eine Committee-Abfüllung. 
Diese ist in sofern nochmal anders, als das Sie mit einer höheren Alkohol-Stärke und in noch limitierterem Umfang (und nur für Committee-Mitglieder) zu bekommen ist. 

Jedes Jahr wieder bricht in den bekannten Online-Foren dann für kurze Zeit die schiere Panik aus. 
Ardbeg kündigt vorher den Online-Verkaufs-Start an und zu dem besagten Datum ist dann erfahrungsgemäß nur ein sehr kleines Zeitfenster offen um sich eine solche Flasche kaufen zu können. Manche haben dann Glück und bekommen eine (oder maximal 2) in Ihren Warenkorb, andere gehen dann leer aus.
Wie hoch die Limitierung der Abfüllung genau ist, bleibt meißtens ein Konzern-Geheimnis. Und so liegen für den Suchenden oft Himmel & Hölle sehr nah beieinander ;)


Aber man spürt in diesen Momente immer sehr deutlich, dass diese Destille bei Genießern und Sammlern sehr sehr hoch im Kurs steht. Und das obwohl neben der Fass-Reifung und dem meißt sagenumwobenen "Image" dieser Abfüllungen, weder ein konkretes Alter noch eine Flaschenanzahl bekannt gegeben werden.
So führt ARDBEG (bzw. der Dachkonzern LVMW) hier sehr gekonntes Marketing, was wirklich hervorragend zu greifen scheint.

Ob Qualität und Preis dann immer deckungsgleich sind, muss jeder für sich selber entscheiden. Bei einem Flaschenpreis zwischen 70-100€ nicht sonderlich günstig, aber dem globalen Markt entsprechend.

Ich finde jedenfalls überaus spannend, dass ARDBEG hier ein unvergleichlich kreatives Image erworben hat und nahezu völlig freie Hand hat, was die einzelnen Abfüllungen betrifft.
So ist es eigentlich "egal" was angeboten wird. Binnen kürzester Zeit ist der Markt leer gekauft und die Fan-Gemeinde größtenteils glücklich...
Dafür schonmal: "Hut ab!" 


 Aber nun zur diesjährigen limitierten Abfüllung. 
Sie heißt "KELPIE" und hat die mystische Schirmherschaft der gleichnamigen schottischen Fabelwesen vom Meersgrund über sich.
Ein "Kelpie" ist eine Art Wassergeist, der in unterschiedlichster Form und Gestalt auftaucht. 
Dazu passend ist die Teilreifung dieses Whisky in "Virgin Oak" (also neuer, unbenutzter Eiche) von Statten gelaufen, die von der Schwarzmeerregion der nordkaukasischen Republik Adygea stammen. Das Thema Meer und Tiefe steht hier also im Fokus. 
 Dieses Holz aus Russland ist bekannt für eine tiefe Aromenvielfalt, und wird bislang nur sehr selten zur Whiskyreifung genutzt. Sie verleihen dem (selbst ernannten) "weltweit torfig-rauchigsten Islay Malt Whisky" eine unvergleichbare Intensität. 
So zumindest laut eigener Ardbeg Aussage. 
     

Schauen wir doch mal, was mein eigener Geschmack dazu sagt:
  

Notes


Nase: Im Vordergrund strömt erstmal der Ardbeg-typische Rauch durch die Nase. Gleich dahinter steht etwas ungewöhnliches, frisches, minziges. Vielleicht auch in Richtung Tannenwälder...

Mund: der Alkohol ist gut eingebunden und unterstützt die schon gerochenen Tannen-Aromen. Gleichzeitig entwickelt sich die bekannte Süße und bringt auch auf der Zunge eine angenehme Frische mit.

Abgang: lang, wärmend und mit prickelnder Süße bleibt etwas Würze im Mundraum zurück.


Fazit: ein spannender Ardbeg, mit einer guten Portion Rauch und einer mir bisher unbekannten Frische. Vielleicht ist diese den Virgin Oak-Fässern zuzuschreiben. Passt jedenfalls sehr gut.
Die angedeutete Tiefe und Meeresbrise bleibt beim meiem heutigen Versuch noch unentdeckt, kann aber bei einem weiteren Versuch ja noch dazu kommen.
Insgesamt ein Whisky der Spaß macht.  


Slàinte
B. B.
  








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