Drams: Glenmorangie Private Edition 2017: "Bacalta" (Madeira Finish)



 


"Alle Jahre wieder..."
Diese Wörter stehen nicht nur für den Beginn eines bekannten Weihnachtsliedes, sondern versinnbildlicht auch den Release-Startschuss für eine limitierte Sonderedition aus dem Hause GLENMORANGIE.
Gemeint ist damit die so genannte Private Edition, die in diesem Jahr (2017) Ihr mittlerweile 8. Mitglied in Ihre Reihe aufnimmt, welches den wunderbar mysteriösen und rätselhaften gälischen Namen Bacalta trägt.

 Nun, wir befinden uns aktuell sowieso in einer Phase der globalen Whiskyproduktion, wo Limitierung und fabelhafte Geschichten um die einzelnen Abfüllungen nahezu schon alltäglich geworden sind und der normale Genießer es fast schon schwer hat, vor lauter Märchenstunde und Geschichten-Erzählerei nicht bei Alice im Wunderland aufzuwachen.
Doch seien wir mal ehrlich: gerade das macht Whisky ja auch ein bisschen aus, oder? Die Mythen und Storys drum herum...

Aber bleiben wir erstmal bei den Fakten, die dem Endverbraucher gegönnt sind:
Wie schon erwähnt noch mal in Kürze: Private Edition, aus diesem Jahr 2017 (Anfang Februar erschienen), Abfüllung Nr. 8 aus der Reihe, Name "Bacalta".
Des weiteren als Fakt zu nennen sind die für diese Serie typischen 46% Alkohol Vol. und mit ca. 85-95€ Einkaufspreis im ebenfalls normalen Preis-Bereich, was diese "Sonderabfüllungen" angeht.
 Da jedes Jahr eine neue Fassreifung die Private Edition ergänzt, liefert Glenmorangie heuer einen Vertreter aus dem momentan 
sehr populären Madeira-Fass (Likörwein von der portugies. Insel Madeira). So reiht sich der Konzern neben Arran, Balvenie, Benriach, Laphroaig (u.a.), die diese Fass-Sorte ebenfalls kürzlich veröffentlicht hatten. Gleich wenn es momentan einige Destillen gibt, die diese Art der Nachreifung anbieten, so greift Glenmorangie dieses Finish lediglich wieder auf - so gab es bereits im Jahr 1987, also ziemlich genau vor 20 Jahren, schon einen Whisky mit dieser Fass-Besonderheit, also quasi vor allen anderen Destillen.
 Aber warum auch nicht? Die weltweite Nachfrage nach Fässern (v. a. in denen zuvor Sherry reifte) lässt die Not ja quasi erfinderisch machen. Und Vielfalt ist bekanttlich ja selten ein Nachteil.

 So lag der Bacalta zuvor für ca. 10 Jahre in den Glenmorangie typischen Ex-Bourbon Fässern und erhielt schließlich seine Extra-Reife in den Madeira Casks (ca. 2 Jahre). 
Dr. Bill Lumsdon (Director of Distilling, Whisky creation und Masterblender von Glenmorangie und Ardbeg) betont dabei in seinen öffentlichen Beschreibungen zudem noch die besondere Art der Fässer. So handele es sich um sogenannte "Malmesay-Madeira", der besonderes üppige, süße, aromatische und volle Geschmäcker erzeuge. Diese Fässer seien extra für die Zweitreife angefertigt worden.


"Diese wurden stark geröstet, auf die portugiesische Insel verschifft und mit Malvasia Wein belegt. Diese süßeste und am meisten geschätzte Madeira Sorte reifte anschließend in der traditionellen Canteiro-Methode in der prallen Sonne. Anschließend wurden die Fässer entleert, zurück nach Schottland verschifft und mit speziell ausgewähltem Glenmorangie Single Malt befüllt, der zuvor in ehemaligen Bourbon-Fässern reifte. Die Malmsey Fässer verliehen dann dem Glenmorangie Bacalta das spezielle Aromenprofil sonnengetrockneter Süße." (Fosm.de)




Die Übersetzung des gälischen Wortes "Bacalta" bedeutet so viel wie "gebacken". 
Und so zielt diese Abfüllung erneut auf den eher süßlich geprägten Gaumen, was auch schon im Vorjahres-Modell Milsean zu erkennen war.

Die genauen offiziellen Wortlaute und Geschmacks-Beschreibungen zu diesem Whisky spare ich mir an dieser Stelle und lasse so lieber meine eigene Geschmacks-Erfahrungen sprechen.


Notes

Farbe: golden, glänzend/leuchtend, ruhig-warbernd im Glas mit guter Fenster-Bildung

Nase: wirklich angenehm süß, mild, Mandeln

Mund: angenehm ölig, weiterhin süß und blumig, komplex mit Mandeln/Marzipan 

Abgang: hinterläßt ein mittleres Level an Würze/Prickeln im Mund und ist insgesamt auch Mittellang.


 Ergebnis: Punkte vergebe ich generell nicht, aber würde mich jemand nach meinem persönlichen Ranking der gesamten Private-Edition-Reihe fragen, so schiebt sich der neue Bacalta elegant und rund auf Platz 2. 
Ergänzend dazu muss ich sagen, dass Platz 1 nach wie vor der erste aus der Reihe Sonnalta aus dem Jahr 2009 besetzt, Platz 3 dann der Companta mit seinem fruchtig-würzigen Wein-Finish kommt und alle andere mangels nachhaltigem Erinnerungs-Eindruck den 4. Platz gemeinsam belegen.
So oder so ist diese neue Abfüllung eine sehr gelungene Ergänzung der Private Edition Reihe und eignet sich in meinen Augen hervorragend zu Café & Kuchen am Nachmittag (natürlich nur am Wochenende ;) ).


Was wünsche ich mir...?
Glenmorangie ist neben Ardbeg das zweite Whisky-Standbein des global agierenden Aktienunternehmens "Louis Vuitton Moet Hennessy". Laut Wikipeadia ist dieses branchenführend im Luxusgüter-Segment. D. h. diese Destille soll v.a. eines: Geld einbringen! Klar. Warum auch nicht...
 Gleichzeitig beansprucht Glenmorangie auch für sich eine gewisse Pionier-Leistung im "finishen" von Whisky. So sei diese Destille die erste, die Whisky nachgereift habe. 
 Dieses  tut generell auch Balvenie mit seinem bekannten "Double Wood", aber der eine oder andere Superlativ macht sich ja auch gut im Zusammenhang mit der Geschichten-Erzählerei.

ABER, genau da liegt für mich auch ein bisschen der Knackpunkt: Finishen kann Glenmorangie zweifellos. Allein die Core-Range mit den bekannten Vertretern Lassanta (Sherry-Fass), Quinta Ruban (Portwein-Fass) und Nectar D´or (Süßwein-Fass) beweisen das eindrucksvoll.
Wie wäre es dann einfach mal mit einer Fass-starken Abfüllung, ohne (!) Finish? 
Einfach aus dem beliebten Bourbon-Fass!? 
So wie es der damalige Traditional 100 Proof mit 10-jähriger Reifung in Mountain-Oak-Fässern exellent gezeigt hat?

Damit könnte Glenmorangie bei mir persönlich mal wieder echte Begeisterung hervorzaubern.
Meinetwegen auch ohne Altersangabe.
Bei Ardbeg klappt das mit dem Corryvreckan ja auch... ;)

In diesem Sinne,
Beste Grüße und
Slàinte.

B. B.



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