Whisky: Johnnie Walker // vom Tante Emma Laden zum globalen Börsenunternehmen!



 Wenn es einen Namen in der Welt gibt, den vermutlich alle Erwachsenen (und die, die es werden wollen) mit Scotch Whisky in Verbindung bringen, ist es mit an Sicherheit-grenzender Wahrscheinlichkeit der gehende Mann... JOHNNIE WALKER!

In jedem Supermarkt und jeder Bar zwischen Hong Kong und San Francisco wird die prägnante, viereckige Flasche mit dem diagonalen Label wohl zu finden sein.
Kein Wunder!
Denn, wenn man den Zahlen Glauben schenken darf, die jährlich durch die Whiskyindustrie veröffentlicht werden, liegt JOHNNIE WALKER Jahr für Jahr auf Platz 1 der meist verkauften Scotch Marken.




Im Jahr 2016 gingen so (laut The Spirits Business) 17,4 Mio Cases über den Ladentisch.

1 Case entspricht dabei einer Menge von 9l. Also 156,6 Mio Liter Whisky (oder 1.096.20000 Flaschen zu 0,7l).
Eine Zahl, die man gerne auch anders ausdrücken kann: pro Tag werden weltweit über 300.000 Flaschen (0,7l) ver- bzw. gekauft. Oder so: über 3 Flaschen pro Sekunde!

Das darf man ruhig mal auf sich wirken lassen...
Mit diesen Zahlen ist es also kein Wunder, dass dies mit das wichtigste Zugpferd des Spirituosen Konzerns DIAGEO ist. 
Wie und in welcher Menge die einzelnen Johnnie Walker Abfüllungen dabei ins Gewicht fallen, wird nicht detailliert erläutert. So gibt es insgesamt über 19 unterschiedliche JW, wovon 6-7 der Standard Linie zugesprochen werden. 
Sortiert nach Farbe und mit dem unverwechselbar schrägen Etikett (von genau 24 Grad!) lauten diese: 
Red Label / Black Label / Double Black Label / Green Label / Gold Label / Platinum Label / Blue Label.
Der Green Label hat darunter eine kleine Sonderrolle, da er der einzige Blended Malt ist. Alle anderen haben zumindest anteilig auch Grain-Whisky in sich.




Deneben finden sich auf der Homepage von Johnnie Walker noch eine "Explorers´ Club Collection" (einzigartige Whiskys, inspiriert von großen Reisen und Entdeckungen.) und eine Ultra-Premium Sektion mit dem Beinamen "John Walker & Sons", exklusive Blends als Hommage an besondere Errungenschaften.

In Summe also 19 Abfüllungen, die zusätzlich noch durch besondere, limitierte Sondereditionen von Zeit zu Zeit ergänzt werden. In Kürze: eine eigene, große Marke für sich!

Begonnen hat die Erfolgsgeschichte dieses Blends zu Beginn des 19. Jahrhunderts...


1820

Die Mutter von John („Johnnie“) Walker eröffnete einen Gemischtwarenladen in Kilmarnock. In diesem Laden wurden auch diverse Spirituosen (u.a. Whisky) angeboten. Dieser angebotene Whisky hatte aber leider nicht immer die gleiche Qualität, was John Walker so störte, dass er anfing verschiedene Malts miteinander zu mischen (Blending).



1850

Der gemischte Whisky wurde immer beliebter und wurde schließlich als „Walker´s Kilmarnock Whisky“ in dem Laden verkauft.

Der verkaufte Blended Whisky war zu damaliger Zeit noch ein reiner Blended Malt Whisky, weil es erst 1860 gesetzlich erlaubt wurde Malt und Grain Whisky zu mischen. 


1856
Der Sohn (Alexander Walker) von Johnnie Walker tritt in die Firma ein und überzeugt seinen Vater in den Whisky Großhandel einzusteigen.
Durch den bereits vorhandenen Eisenbahnanschluss konnte der Blend von Johnnie Walker national und international gut verkauft werden. 


1862
wurden bereits über 450 000 Liter Whisky verkauft.

 


1865/1867
Alexander blended den „Old Highland Whisky“. Dieser ist der Vorläufer zum Johnnie Walker Black Label. Diesen ließ Alexander später dann registrieren und schuf somit eine der ersten urheberrechtlich geschützten Marken. Zu diesem Zeitpunkt wurde vermutlich auch Grain Whisky mit in die verschiedenen Abfüllungen gemischt.
 Er engagierte dann die Schiffskapitäne als seine Agenten, die seinen Whisky überall dahin bringen sollten, wo die Schiffe hinsegelten. Ein sehr cleverer Schachzug, denn es sollte nicht lange dauern, bis sein einzigartiger Whiskyverschnitt auf der ganzen Welt erhältlich war.
Die Firma wird als "John Walker and Sons" registriert.
Kurz darauf begann Alexander, den Whisky in die berühmten eckigen Flaschen abzufüllen, die robuster waren: So kamen in den Bestimmungshäfen weniger zerborstene Glasflaschen an.  Er fügte auch das bekannte Etikett hinzu – mit einer Neigung von genau 24 Grad – mit dem sein Whisky noch mehr von der Masse abhob.



 

1877
Die Marke erhält die erste Auszeichnung bei der „International Exhibition“ in Sydney. Viele weitere Auszeichnungen folgen, was dazu geführt hat, dass Johnnie Walker eine weltweit bekannte Marke wurde.
Zwei der Söhne von Alexander Walker führten das Unternehmen weiter. George Patterson Walker sorgte für Vertrieb und Marketing. Alexander II Walker arbeitete als Masterblender.


1893
Übernahme der Cardhu Brennerei – dadurch wurde der Bestand eines der wichtigsten „Key Malts“ gesichert.
John Walker & Sons hatte bis dahin 3 verschiedene Abfüllungen auf dem Markt, mit denen sie große Erfolge erzielten. Diese waren der „Old Highland White Label 5yo“, „Old Highland Red Label 9yo“ und der „Extra Special Old Highland 12yo“.


1909
Die verschiedenen Abfüllungen werden umbenannt nach der Farbe ihrer Etiketten und heißen ab diesem Zeitpunkt Johnnie Walker White Label, Red Label und Black Label.


1915
Die Firma vergrößert sich immer weiter und erwirbt Anteile von der Coleburn Distillery, Clynelish Distillery Company und an der Dailuiane-Talisker Company.


1923
John Walker & Sons geht an die Börse.


1925

vereinigten sich die 1877 gegründete Distillers Company Ltd. (D.C.L.) mit John Walker & Sons.



1934
Am 1. Januar 1934 wurde John Walker & Sons von König George V zum königlichen Hoflieferanten für Whisky ernannt. Diese spezielle Ehre ist dem Unternehmen auch heute noch zuteil.


1987

fusionierten D.C.L. und Arthur Bell & Sons zu United Distillers. Diese wurden zusammen mit den International Distillers & Vintners nach dem Zusammenschluss der Konzerne Guinness und GrandMet 1997 zu den United Distillers & Vintners (UDV).



2002

ging UDV komplett in den Konzern Diageo über.





 Ansonsten ist die Geschichte auch in beeindruckend flüssiger & charismatischer Filmsprache in kurzen 6 Minuten hier erzählt...

Heutzutage gehören über 25 Brennereien allein in Schottland zu dem global agierenden Börsenunternehmen DIAGEO. Darunter sind auch die (noch) geschlossenen Sammler-Perlen Brora und Port Ellen, sowie Pittyvaich und Cambus.
Selbstredend bleibt das Rezept für die einzelnen "Johnnies" stets hinter verschlossenen Türen. Aber die Möglichkeiten, die einzelnen Batches zu kredenzen, sind quasi unerschöpflich. Von floralen Speysidern bis torfig-rauchigen Islay-Malts hat der Dachkonzern alles im Portfolio. 

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Letztlich bleibt jedem selbst überlassen, was er von den "billigen" Supermarkt-Whiskies bzw. einem solchen Massenprodukt wie Johnnie Walker hält.
Die Geschichte hinter den Flaschen, hier im speziellen der viereckigien mit dem schrägen Label, ist aber meiner Meinung nach absolut bemerkenswert und nicht mal eben schnell nachgemacht.


Johnnie Walker ist ein Paradebeispiel für die Entwicklung eines "Tante Emma Ladens" hin zu einer global agierenden und jedermann bekannten Marke.






In diesem Sinne,
Slainte
B  

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P.S.

Mit besonderem Dank an die Kollegen von "Whiskytasters" für die Bereitstellung der zeitlichen Abfolge über die Geschichte der Familie Walker.

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