Drams: Glenmorangie "Spios" Private Edition No. 9 (46% Vol./full matured in Ex-Rye Casks)

 
"Alle Jahre wieder..."

So könnte man die jährlich routinierte Fortsetzung der Private Edition Serie aus dem Hause Glenmorangie wohl auch betiteln.
Denn eins ist gewiss: der Dachkonzern Louis Vuitton Moet Hennessy weiß es seine Produkte zauberhaft und märchengleich zu vermarkten. Warum auch nicht!?
Sind es ja auch gerne die sagenumwobenen Geschichten um das Wasser des Lebens, die es so wundervoll erscheinen lassen.

Treffend dazu gönnt Glenmorangie seinen SonderEditionen auch immer phantasievolle und beeindruckend klangvolle Namen:
Der Reihe nach begonnen mit Sonnalta (im Jahre 2009, damals noch "Private Collection") , und dann im nahezu jährlichen Takt gefolgt (dann unter "Private Edition" gelabelt) von Finealta, Artein, Ealanta, Companta, Tùsail, Milsean, über Bacalta und nun angekommen bei SPIOS. Die Nummer 9 in der Riege.

Man merkt schon, was sie alle gemeinsam haben, sind eigentlich nur die gällischen Wurzeln Ihres Wortstammes (jede PE hat übersetzt aus dem gällischen eine besondere Bedeutung). Ansonsten ist diese Sammlung eine Art Experimentier- und Innovations-Studie des Kopfes hinter der ganzen Sache, von Dr. Bill Lumsdon (Director of Distilling, Whisky Creation & Whisky Stocks).
Dr. Bill Lumsdon arbeitet mit den unterschiedlichsten Fassarten, die er quasi weltweit finden kann und kreiert den neugierigen Genießern stets aufs neue ganz klar genau das: etwas Neues!

Waren es in den vergangenen Jahren Fässer wie PX-Sherry, Wein- oder Madeira-Hölzer, oder auch mal seltene Malz-Sorten, die der Sonderabfüllung ihr spezielles Profil gaben, so handelt es sich in diesem Jahr um einen Whisky, der die komplette Zeit seiner Reifung in Ex-Rye-Fässern verbrachte. Also nicht speziell gefinished sonder full-matured.
Kurzum: ein Novum in der Whisky-Industrie (zumindest ist mir bis Dato keine vergleichbare Sorte bekannt).

SPIOS soll dabei die besondere Würze dieses Whiskys betonen. Rye-Whisky hat im Allgemeinen einen sehr robusten, würzigen Grundcharakter, also eher das genau Pendant zum eher weichen, buttrigen und floralen Glenmorangie, der in der Regel überwiegend in amerikanischer Weißeiche reift.
Ein durchaus sehr spezielles Unterfangen, was mich aufs Neue neugierig gemacht hat (1:0 für Lumsdon ;) ).




Aber nun zum eigentlichen Thema: wie ist denn der neue so...?

Auge: da hier bedauerlicherweise (nach-)gefärbt wurde, lasse ich dieses Kriterium mal außen vor.

Nase: erstmal wird es süß mit reifer Birne und Mirabelle. Und dann in der Tat, kommt eine feine Getreide-würze aus dem Glas. Eher schüchtern, nicht sonderlich stark oder beißend oder unangenehm. Wirklich nur dezent. Etwas Rosmarin und Zimt (oder Nelke?) kommt durch. Dann wird es wieder weicher und der Glenmorangie Grundcharacter kommt komplett durch. Zitrus und Vanille sind dominant.

Mund: bekannt mild und süß gehts in den Mundraum. Nach und nach kommt hölzernes und wieder eine feine Würze. Weißer, milder Pfeffer und Orangenschale tauchen auf. Insgesamt sehr fein und mild. 

Abgang: kurz-mittellang und leicht wärmend. Es bleibt eine Zitrusnote mit der bekannten Vanille.

Fazit: ein sehr feiner Single Malt. Edel verpackt und stark bzw. aufwendig vermarktet. Ja, dass können sie.
Dennoch: den elend langen Rückseiten-Text auf der Box hab ich mir im Vorfeld gespart zu lesen. Wenn man so viele Wörter zu einer Abfüllung abliefern muss, hat es für mich eher was von "schön reden".  Die Maturation in Rye-Casks hat was, ja, aber im ganzen eher etwas "dünn".
 
Kurzum: ich freue mich auf die nächste Private Edition (dann ja die runde Nr. 10) und erwarte dann mal wieder eine Schippe mehr...

Slàinte
BB

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

20 Jahre Whiskyauction.com: Interview mit Thomas Krüger (Teil 1 von 3)

Ein neuer Mittelpunkt in Schleswig-Holsteins Whiskywelt: Whisky Krüger Holzbunge

20 Jahre Whiskyauction.com: Interview mit Thomas Krüger (Teil 3 von 3)