Drams: Glen Moray Triple Single Cask Battle (1988er Sherry Cask vs. 2005er Burgundy Hand-Bottling vs. 2006er Chardonnay Hand-Botling)


Die Destille GLEN MORAY hatte ich vor Kurzem bereits vorgestellt.
Heute gilt es drei Abfüllungen aus dieser Brennerei zu verkosten und miteinander in Kontrast zu setzen.

Dafür habe ich mir 3 Single Casks rausgesucht. Der eigentlich beste Weg um einen Brennerei-Stil/Character nahezu pur kennezulernen wie ich finde.

Zu dem Trio habe ich noch den 16-jährigen Standard als "Knospen-Vorbereiter" dazu gestellt.
War mir diese Flasche schon länger aufgefallen und passt hier thematisch einfach perfekt.



Dram No. 1: 16 Jahre aus der Stadard Range


Auge/Farbe: helles Gold
Nase: leicht und eingängig; typische Noten, die für die Speyside sprechen: Gräser, floral, etwas Aprikose und deutlich Malz.
Mund: trotz seiner "nur" trinkstarken (und heutzutage fast eher seltener anzutreffenden) 40% Vol. hat er einen überraschend mittelkräftigen Antritt und gibt dem Mund gleich eine gute Portion Würze mit ins Spiel. Hat er ja auch schon 16 Jahre im Fass einiges an Aromen mitnehmen können. Das spürt man. Recht komplexe Aromen machen sich breit. Auch hier kommt schließlich der floral-malzige Character durch und gönnt zusätzlich noch etwas Honig.
Abgang: nach dem überraschenden Mundgefühl fällt dieser eher kürzer bis mittellang aus. Zurück bleibt Honig und würziges Prickeln.

Fazit: Die Überraschung hier passiert im Mund. Unerwartet komplex. Mit ein paar mehr % Alkohol und dadurch wegbleibender Kühlfiltrierung, wäre hier vielleicht ein richtig großes Single Malt Erlebnis möglich.
So hinterlässt doch eher die kunstvolle Dose Ihren bleibenden Eindruck, währrend das Geschmackserlebnis Whisky recht schnell verblasst.
Aber für die kommenden leichten Sommer-Abende findet dieser 16-jährige sicherlich seinen guten Platz.


Dram No. 2: 1988 Vintage 26 Jahre Single Sherry Cask (von Duncan Taylor)

 
Auge/Farbe: braun-gold
Nase: wow! Gleich eine volle Ladung Karamel gestützt durch eine robuste Malzigkeit.
Mund: ölig und fein rutscht der Schluck in den Mundraum und fängt jede Geschmacksknospe ein. Würze, Schokolade, wieder Karamel und Hönig. Aber alles auf elegante Weise. Nochmal wow! Die Mundwinkel rutschen fast von allein mit nach oben...
Abgang: lang und wärmend sucht der Whisky sich seinen Weg hinab. Zurück bleibt eine elegante Würze mit Schoko-Krossie-Flavour.
Ich liebe Single Casks!!!

Fazit: bei über 20-jährigen Malts kann man gerne mal Gefahr laufen, dass die Aromen des Fasses zu dominant geworden sind und alles andere, was einen Whisky ausmacht übertüncht. Dies ist hier absolut nicht der Fall. Klar hat man hier eine immense Fülle an Aromen, die der einen oder andere "Nosing-Experte" vielleicht stundenlang definieren kann (und mag). Aber der malzige Körper, den Glen Moray scheinbar so mit sich bringt, hält hier kraftvoll dagegen und verbindet die Fassaromen zu einem einerseits starken, gleichzeitg aber auch eleganten Schoko-Karamel-Zauber-Malt. Einfach ein Gedicht...


Dram No. 3: 2004/2017 1st fill Bourbon + Chardonnay Finish



 Auge/Farbe: Nanu!? Chardonnay ist doch Weißwein!? Wo kommt die leicht orange-rötliche Farbe her...? INteressant udn verwirrend zugleich
Nase: ok, bei 59% erstmal etwas stechender Alkohol. Aber dahinter kommt frucht, Granny Smith Apfel, Malz und der bekannte Honig.
Mund: eine breite Süße zieht ein trockenes Prickeln hinter sich her. Allein ein kleiner Schluck zieht die Innenwände des Mundes zusammen. Wow! Wein-Finish/Wine Casks habens einfach in sich. Karamell kommt auch noch hinter her.
Abgang: der Mund ist noch mit seiner Trockenheit beschäftigt und der Malt schiebt sich kraftvoll und wärmend den Weg nach unten. Trotz des recht jungen Alters hält der Abgang erstaunlich lang. Bin überrascht!

Fazit: Ohne Wasser sind natrugemäß viele Aromen erstmal verschlossen. Ein kleienr Schluck darf es aber trotzdem sein und der macht auch echt Spaß! Würze und Trockenheit kämpfen quasi um die Vorherrschaft im Mund und gipfeln letztlich in einem tollen Abgang.
Mit Wasser  gewinnt die Nase natürlich was dazu (hier tauchen plötzlich Grappa und Physalis auf), geht es aber leicht zu Lasten des Abgangs.



Dram No. 4: 2005/2016 1st fill Burgundy Cask
 
Auge: ja das passt wieder: kräfitges, schimmerndes Rot-Braun

Nase: trotz einem halben %-Punkt mehr (also 59,5%) ist hier der Alkohol deutlich schmeichelnder eingebunden als bei seinem Chardony-Vorgänger. Haben wir hier aber auch eine Full-Time-Maturation und kein Finish. Alkohol und Aromen sind hier offensichtlich mehr ineinander übergegnagen. So tauchen rote Beeren, Orange und etwas pfeffrige Würze auf. Durch den Alkohol eher schon minzig. Richtung Szezuan Pfeffer. Aber nicht unangenhem stechend.
Mund: auch hier täuscht ein eher verhaltener Anfang Harmlosgkeit vor und pltzlich rauschen pfeffrige Würze und eine immmens Trockeneheit in die Mundhöhle. Und hier wirbelt es sich dann erstmal zurecht... Wuff! Da ist es wieder, das Wine-Cask. Zusammenziehende Trockenheit und prickelnde Würze.
Abgang: In diesem Fall rauscht es genau so schnell wieder runter wie es rein gerutscht kam. Zurück bleibt prickeln und leichte Trockenheit. War der Abgang beim Chardonnay etwas langanhaltender, bleibt hier etwas frisches, minzige zurück. Spannend.

Fazit: Farbe passt, Nase passt, Mund passt... nur der Abgang hätte etwas komplexer sein könnne. Dann wäre dieses Burgundy Cask der klare Sieger.




Insgesamt: Bin ich selber eher der Rotwerin-Freund muss ich hier dem Chardooany den Vortritt lassen ;)
Dennoch merkt man deutlich einen Unterschied zwischen Finish und Full-Time-Maturation!
Der Chardoonay ist im Mund ebenso knackig wie der Burgundy, aber die Nase schmeichelt doch eher beim Rotwein gelagerten.
Für Freunde der Speyside Malts, sollte Glen Moray unbedingt ein Abstecher im Programm sein.
Hier wurde schon früh mit den unterschiedloichsten Fässern expermentiert, und wird es auch heute noch.
Liegt diese Destille rein räumlich nahe großer Gersten-Felder, so kommt dieser Grundgeschmack des Malzes auch bei nahezu allen Abfüllungen geschmacklich zum tragen. Gepaart mit Honig und einer Vielzahl an Aromen und das bei einem sehr guten Preis-Leisuntgs-Verhaltnis...
Die Destille punktet auf ganzer Linie!





Slainte 
B.B.
 
 




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