drams & more: The Caskhound - Zuwachs in der Familie der unabhängigen Abfüller





Das der Whiskymarkt nach wie vor ein rasantes Wachstum hinlegt, ist selbst in den Finanzkreisen (leider schon) bereits hinlänglich bekannt und treibt zu unser aller Unwohl zu einer anhaltenden Preissteigerung bei.
Gold und Co sind in den fragilen Zeiten vor, während und nach Corona im Vergleich eher zweitrangig. So investiert der eine oder die andere lieber hin etwas handfestes. 
Bedingt sogar nachvollziehbar... 


Umso schöner ist dann jedoch, dass es ein neues Startup in Sachen Whisky gibt, welches sich nicht um den Markttrend scherrt, sondern den Genuss seltener Schätze als Ziel verfolgt. 

So hat Tilo Schnabel mit seinem neuem UA Label "The Cask hound - Die Spürnase für feinen Whisky" im April gleich 3 spannende Fässer herausgebracht, die sich ohne Weiteres mit den großen Namen der Szene messen können. 

Besonders charmant finde ich als NAS-Gegner, dass nicht wie bei anderen UAs "irgendwas" abgefüllt wird (ja ich weiß, dass Fass ist immer geil - egal wie alt der Whisky ist ;)... ), sondern durch die Bank ein klares Age-Statement verfolgt wird. So ist das jüngste Fass der 3 Abfüllungen satte 12 Jahre alt.
Daneben gesellen sich sogar zwei "alte Säcke" mit 21 und 36 Jahren. 

Chapeau an dieser Stelle für die starke Ansage. Ich hoffe das bleibt so in dieser Richtung bestehen... 

___


Aber nun endlich zu den Fässern:


1. Cameronbridge 1982 / 36 Jahre (wb 151709)


Auge: 
Große Blasen, viele fein-ölige legs
Farbe stroh-gold

Nase:
Feine Zitrusfrüchte wie Ananas u Papaya. Englische Orangenmarmelade u Mirabellen.
Alkohol sehr stimmig eingebettet u trägt das ganze.

Mund:
Zunächst flüchtig wandert er durch den mubdraun u entwickelt dann zunehmend seine vielfalt. Honig, Orangen und Anklänge von frisch gebackenen Sauerteigbrot. Malzig zum Ende hin (ja es ist ein grain aber schmecke Malz ).
Trocknet den Mund sehr angenehem durch und bildet so eine leichte Pfeffernote.

Abgang: kurz bis mittellang.
Zurück bleibt viel fruchtig-saftiges.
Die mirabellen taucht wieder auf.

Punkte kann ich nicht vergeben. Insgesamt hat er aber viele unerwartet exotische Noten.

Im Sternesystem würde ich 4 von 5 geben. Der längere Abgang fehlt für den 5 Stern 😉





2. Craigellachie 2007 / 12 Jahre (wb 151708)
 


Auge:
Feine, schnelle legs, mittlere Blasen, stroh-gold

Nase:

Frisch gemostetes Streuobst (Äpfel u Birnen). Gemähtes Gras u kandierte Rosinen (gibt es das?). Zum Schluss hin eine feine Kräuternote mit leichtem Tee-Aroma (erinnert an getrockneten Thymian).

Mund:
Legt schnell los mit gutem Antritt. Pfeffrigkeit u leicht trocken. Nicht beissend oder unangenehm.
Alkohol leicht "knuspernd" spürbar. Dezente bittere- (Blut-) Orange

Abgang:
Kurz bis Mittel aber schön durchwärmend von der Brust aufwärts.
Zurück bleiben wieder Kräuter und eine milde Orangennoten.

Der Abgang punktet hier sehr gut und die Mixtur aus Früchten u Kräuter hatte ich so in der Form auch noch nicht.
Ein gelungener Craigellachie mit guter Reife.

4,5 von 5 

 

3. Speyside Distillery 1995 / 21 Jahre (151455)



Auge: 
mittlere u große Blasen reihen sich dicht an dicht aneinander und halten sich eine Zeit lang. Breitere Fenster werden durch die legs sichtbar. Wandern langsam ölig in Richtung Whisky zurück.
Goldfarben mit leichtem braunstich

Nase: 

eine breite Süße macht sich sofort bemerkbar. Saftig roter Äpfel, Honigmelone und Aprikose, evtl. Mandarine.
Leichte Holznote im Hintergrund mit dezenter Haselnuss, Alkohol kaum spürbar.

Mund: 

Gefällig und sanft schmeichelt der Schluck sich in den Mund. Nach einige Runden entwickelt er schöne Holzigkeit gepaart mit frisch gemörsertem Pfeffer und erneuter Haselnuss. Sehr gemütlich, aber sehr present und nicht bissig.
Weiterhin viel süßer Saft...

Abgang: 

lang und durchwärmend vom Mund bis bis zum Bauch - herrlich. So gefällt mir das!
Zurück bleibt eine Mischung aus Honigmelone und Müsli-Nussigkeit.

Insgesamt ein klasse Speysider, der hält was er verspricht. V.a. Der Nusscharacter gepaart mit der Süße sind wunderbar.
Trifft meinen Geschmack sehr gut und der Abgang ist das Sahnehäubchen.

5 von 5.

___


An dieser Stelle alles Gute für Tilo mit dem UA-Label.
Bitte gerne weiter so klar in Sachen Age-Statement bleiben und gerne wieder solch feine Abfüllungen an den Start bringen.

Slainte mhath


P.S.
The Caskhound ist auch zu finden auf Facebook.

Und hier ein Interview auf Youtube von Expedition: Whisky.




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