Zu Besuch: Messe-Aufktakt Saison 2017/2018 - Rüsselsheim (So. 24.09.2017)

 Die Bäume werden langsam bunt, das bedeutet es ist Herbstzeit.
Und das Beste daran: Herbstzeit ist Messezeit.

 Die erste Messe der Saison 2017/2018 ist für mich dieses Jahr eine neue. Und zwar die Whiskymesse in Rüsselheim (bei Frankfurt). Ins Leben gerufen und mittlerweile zum 9. Mal organisiert von Willi Schildge, bekannt durch sein Unternehmen „Willi´s Whisky Tasting“ (Kürbisstraße 63 in 65428 Rüsselsheim / http://willis-whiskytasting.de).





 Kennt man die eine oder andere Messe durch eher nüchterne Locations (vorzugsweise in eben Messe-Räumen/Hallen stattfindend), so ist die Rüsselheimer allein durch die Wahl des Ausstellungsortes schon etwas sehr besonderes. In den Keller-Gewölben der Rüsselsheimer Festung kommt hier eine sehr gemütliche und fast schon familiäre Stimmung unter den Ausstellern und Besucher auf, die ich so noch nicht erfahren habe. 
Entstanden sind die ehrwürdigen Mauern dieser Festung Ende des 14.Jahrhunderts und haben so schon sehr viel bewegte Geschichte erlebt. Die direkte Lage am Main Ufer lädt geradezu zu einem Blick aufs Wasser ein und unterstreicht somit die perfekte Lage für eben ein paar Stunden voller Genuss.

 Insgesamt hat der Besucher hier die Wahl zwischen über 20 Ausstellern aus ganz Deutschland und einer immensen Zahl an Abfüllungen. Darunter aktuelle Neulinge wie längst vergriffene Raritäten sämtlicher schottischer Destillen. Viele Unabhängige Abfüller beleben die Vielfalt darunter sehr stark, was einem die Auswahl der bevorzugten Drams allerdings nicht gerade erleichtert.

Doch nicht nur Whisky-Abfüllungen standen dem Besucher bereit. Darüber hinaus konnte man auch köstliche Pralinen verköstigen und die Macher der bekannten Lektüre vom „The Highland Herold“ luden ebenfalls zum Stöbern und quatschen ein.
Daneben konnte man für angenehm kleines Budget (10€) einem Tasting beiwohnen.
Das habe ich auch dankend angenommen und ein sehr amüsantes wie informatives Tasting bei Dirk Ehlig-MacLeo, dem Brand-Ambsassador von Alba-Import, mitgemacht.



In einem Nebentrakt der Messe stand ein weiterer Raum, geprägt durch die imposanten Kellergewölbe parat, wo ca. 25 Gäste neugierig und absolut guter Laune auf eine feine Stunde neuer Drams warteten.
Kurz nachdem wir dort Platz nahmen, ging es auch schon los.


Es folgte ein wirklich kurzweilige, witzige und interessante Stunde, voller gelungener neuer Whisky-Abfüllungen. 
Begonnen hatte das Tasting mit einem Blended Scotch, federführend geprägt durch ältere Reserven der neu-wieder-eröffneten Destille BLADNOCH. Der Name dieser Abfüllung lautet "Pure Scot" und bietet einen süffig-gefälligen Einstieg. Rund und angenehm mit 40% ABV., hält diese Probe was man erwartet und macht Lust auf mehr. Ein feiner Schotte.
 Weiter ging es mit dem sog. "TREACLE CHEST", einem Blended Malt aus der recht neuen Wemyss Famiy Collection. Hier habe es namentlich nichts mit Schatzkiste oder ähnlichen zu tun, sondern soll an den Sirup erinnern, der den gleichen Namen trägt.
Hier wird wieder sehr schön eines der Ziele von Wemyss deutlich, die Neugierigen Whisky-Genießer eher an den Whisky selber heranführen zu wollen, als an die Namen der einzelnen Destillen.
So ist dieser Whisky durch ein Vatting von nur zwei Highland Destillen entstanden. Welche dies sind, bleibt im Verborgenen, aber die Kostprobe bietet mit 46% ABV. eine gute Trinkstärke und hat im Vergleich zur ersten Kostprobe noch etwas mehr Tiefgang. Ein süßer und sherry-lastiger Vertreter.
  
Gestützt durch ein paar sehr schöne Photos u.a. vom Wemyss Castle am Firth of Forth (welches sich auf vielen der Wemyss Flaschen wiederfindet) und amüsanten Anekdoten von Dirk, rutscht man gedanklich gerne auf die Insel und lässt Schottland über die Zunge wandern.

 So geht es auch schon gleich weiter mit dem nächsten Sample. Dieses stammte erfrischenderweise von der bekannten Nachbar-Insel Schottlands, nämlich von Irland. Abgefüllt unter dem Namen "HYDE" und dem Zusatz "President´s Reserve No. 6" kommt hier der einzige "Nicht-Schotte" ins Glas. Klassisch für Irland: dreifach destilliert, und ebenfalls wie alle anderen Kostproben des Tastings mit natürlicher Farbe und nicht chill-filtered. 
Als Herkunft gilt die größte Brennerei im Norden Irlands, also Bushmills. Zum Alter steht nichts auf dem Etikett, aber es seien große Teile des 5000 Flaschen starken Batches über 18 Jahre lang gereift. 
Schmecken tut er gut. Hat feine Karamell-Noten, aber auch gewisse Nuancen von Wacholder. Der eine oder andere Tasting-Gast schreit gleich nach GIN, was ich aber wirklihc nicht teilen konnte.
Finde ich es eher immer gelungen, wenn nicht nur Schotten ins Glas kommen, sondern auch mal Kandidaten aus der Nachbarschaft den Mundraum erobern.

Zuletzt wandert dann wieder eine Kostprobe der nördlichsten Highland-(Festland-)Brennerei ins Glas. Die Rede ist natürlich von der noch recht Jungen "WOLFBURN" Brennerei. 
Doch gerade dieser Beisatz macht die Kostprobe so erstaunlich: der Whisky ist gerade einmal 4 Jahre alt und doch schon erstaunlich Komplex und "reif". Die Abfüllung nennt sich "Small Batch 128". So genannt, weil alle Fässer aus Lagerhaus Nr. 1 und Reihe 28 stammen.
Hierfür wurden ausschließlich kleine 100-Liter-Fässer (Ex-Bpurbon, lightly peated) gebatched. Ein gekonnter Abschluss, der noch durch einen kleinen Image-Film abgerundet wird und die Neugier auf folgende Releases der Brennerei noch etwas verstärkt hat.

 Insgesamt endet hier dann ein sehr gelungenes Tasting. 
Dirk Ehlig-MacLeod hat einige Jahre seiner Jugend in Schottland verbracht und bringt diese sehr authentisch und gekonnt amüsant mit in seine Tastings ein. Vielen Dank an dieser Stelle dafür. Immer wieder gerne :)



Nach dem Tasting war dann noch etwas Zeit für den einen oder anderen Plausch. So auch an dem tollen Stand von Silke und Markus Le Carpentier (bzw. Schlitzer Destillerie). Hier gab es nicht nur herzliche, erfahrene Anekdoten zu der einen oder anderen Destille, sondern auch eine Vielzahl an selbst mitgebrachten Hand-filleds zu probieren. So z. B. eine toller Glendronach und ein noch bombastischer Springbank.
Auch an dieser Stelle ganz herzlichen Dank für feine und sehr geschmackvolle Momente.





Fazit: der Einstieg in die Messe-Zeit hätte für mich nicht angenehmer laufen können. Eine schöne Messe, in toller Location, mit sehr gut gelaunten Gästen & Ausstellern und bombastische Drams im Glas. Was will man mehr...
Rüsselheim, ich komme wieder.
Slainte
Ben



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